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aub. Missbrauch. Vergewaltigung. Mord. K.-o.-Tropfen sind weltweit ein großes Problem. Kriminelle nutzen sie, um ihre Opfer wehrlos zu machen und auszurauben, sexuell zu missbrauchen oder gar umzubringen. Vor allem auf Frauen und Mädchen haben es die Täter abgesehen. Wie viele Fälle es in Deutschland pro Jahr gibt, lässt sich kaum einschätzen. Die Dunkelziffer ist laut Expertenmeinung hoch. Was K.-o.-Tropfen eigentlich sind, wie sie wirken und wie Du Dich bestmöglich schützt, steht hier.

Was steckt in K.-o.-Tropfen?

Die Wirkstoffe, die in K.-o.-Tropfen enthalten sind, variieren, aber einige der am häufigsten verwendeten Substanzen sind:

  • Benzodiazepine: Dazu gehören Medikamente wie Rohypnol (Flunitrazepam), Diazepam und Clonazepam. Sie haben eine beruhigende und sedierende Wirkung, die zu Bewusstlosigkeit führen kann.
  • Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB): GHB ist eine farb- und geruchlose Flüssigkeit mit stark sedierenden Eigenschaften. Es wird manchmal als "Liquid Ecstasy" bezeichnet, obwohl es chemisch nicht mit Ecstasy (MDMA) verwandt ist.
  • Ketamin: Ketamin ist ein starkes Anästhetikum, das in der Medizin zur Schmerzlinderung und als Narkosemittel verwendet wird. In nichtmedizinischen Dosen führt es oft zur Bewusstlosigkeit.
Achtung: Da die K.-o.-Tropfen geschmacksneutral sind, bemerkst Du nicht, wenn sie in Deinem Getränk sind. Werden sie mit Alkohol aufgenommen, verstärkt sich ihre Wirkung zusätzlich und durch Wechselwirkungen mit dem Alkohol oder anderen Drogen erhöht sich das Risiko an der Einnahme zu sterben.

Wo kaufen Täter K.-o.-Tropfen?

Wie andere Drogen werden K.-o.-Tropfen illegal von Dealern vertrieben. Medikamente wie Benzodiazepine und Ketamin sind in Apotheken und Krankenhäusern vorrätig, weswegen einige Täter sie dort direkt stehlen. Sie bevorzugen die Wirkstoffe in Tropfenform, um sie ihrem Opfer unbemerkt zu verabreichen. Einige der Substanzen gibt es jedoch auch in Tablettenform. Um sie dem Opfer „unterzuschieben“, werden zumeist Lügen erzählt. So würde es sich um eine Kopfschmerztablette, eine Koffeintablette oder aufputschendes Ecstasy handeln.

Wie schnell wirken K.-o.-Tropfen und welche Symptome lösen sie aus?

Die Wirkung von K.-o.-Tropfen (wie Rohypnol, GHB oder Ketamin) tritt relativ schnell ein. Normalerweise geschieht dies innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach der Einnahme, was sie noch gefährlicher macht. Die genaue Geschwindigkeit der Wirkung hängt von verschiedenen Faktoren wie der Dosierung, der individuellen Empfindlichkeit gegenüber der Substanz und der Art und Weise der Einnahme ab.

Die Wirkung der K.-o.-Tropfen zeigt sich durch folgende Symptome, von denen nicht alle auftreten müssen:

  • Sedierung und Entspannung: Die K.-o.-Tropfen haben eine starke sedierende Wirkung, die dazu führt, dass die betroffene Person sich sehr entspannt und schläfrig fühlt.
  • Verwirrung und Desorientierung: Opfer von K.-o.-Tropfen sind verwirrt und desorientiert. Schwierigkeiten beim Denken und Sprechen treten auf.
  • Gedächtnisverlust: Eine der auffälligsten Wirkungen von K.-o.-Tropfen ist Gedächtnisverlust. Die betroffene Person erinnert sich nicht an die Ereignisse, die während der Wirkung der Substanz aufgetreten sind. Unter anderem macht sie das so interessant für Verbrecher.
  • Bewusstlosigkeit: In schweren Fällen führen K.-o.-Tropfen zur vollständigen Bewusstlosigkeit. Die Person ist nicht ansprechbar.
  • Muskelschwäche und Koordinationsverlust: Die Muskelkontrolle ist beeinträchtigt und die betroffene Person hat Schwierigkeiten sich normal zu bewegen oder aufrecht zu stehen.
  • Übelkeit und Erbrechen: Teilweise verursachen K.-o.-Tropfen Übelkeit und Erbrechen.

Nachwirkungen von K.O.-Mitteln

Nachwirkungen von K.O.-Mitteln sind für Opfer erst im Nachhinein spürbar. Sie erwachen zu Hause oder an einem fremden Ort und haben keine Erinnerung, wie sie dorthin gekommen sind. Die Betroffenen fühlen sich oft extrem "verkatert" und matt. Noch Tage später zeigen sich körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen.

Häufig wissen die Betroffenen nicht genau, was vorgefallen ist und ob ihnen möglicherweise Gewalt angetan wurde sowie in welcher Form und von wem dies geschehen ist.

Ein vages Gefühl bleibt zurück, was überaus belastbar ist. Zusätzliche Anzeichen für sexuelle Übergriffe sind mitunter Blutergüsse, zerrissene Kleidungsstücke, fehlende Bekleidung und Schmerzen im Unterleib bzw. Spermaspuren. Nicht selten schämen sich die Opfer, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Sie meinen, es wäre ihre Schuld und niemand würde ihnen glauben.

Wie lassen sich K.O.-Mittel nachweisen?

Eine Möglichkeit dazu ist die Analyse von Blut- oder Urinproben. Hierbei werden spezielle Verfahren eingesetzt, um die vorhandenen Substanzen zu identifizieren und quantitativ zu bestimmen.

Ein weiteres Verfahren zur Nachweisbarkeit von K.O.-Mitteln ist die Untersuchung von Haarproben. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie auch dann noch aussagekräftig ist, wenn eine Einnahme schon einige Zeit zurückliegt. Denn im Haar lagern sich die Chemikalien ein und können über längere Zeit nachgewiesen werden.

Leider ist die Nachweisbarkeit von K.O.-Mitteln trotz verbesserter Methoden nicht immer leicht. GHB lässt sich beispielsweise nur für einen Zeitraum von rund sechs Stunden im Blut vorfinden. Im Urin beläuft sich die Zeit auf 12 Stunden. Vereinzelt lässt sich die Substanz auch nach mehr als 12 Stunden im Körper nachweisen.

Wie schütze ich mich gegen K.O.-Mittel?

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht nur Fremde Täter sein können, sondern auch Freunde und Bekannte. Tatorte sind vielfältig und umfassen neben Diskotheken und Kneipen auch die eigenen vier Wände oder den Arbeitsplatz.

Sei vorsichtig mit Getränken

  • Nimm kein offenes Getränk an! Beobachte selbst, wie es zubereitet wurde. Auch verschlossene Flaschen stellen keine sichere Option dar.
  • Lass Deine Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen – auch nicht auf privaten Partys! Falls dies doch einmal passiert, ist es besser, den Rest wegzuwerfen und einen neuen Drink zu bestellen.
  • Handele! Sollte Dir auffallen, dass jemand einer anderen Person unbemerkt etwas ins Glas gibt, handele sofort und schütte das Getränk weg.
  • Pass beim Konsum von Alkohol gut auf Dich auf! Im betrunkenen Zustand bist Du ohne K.-o.-Tropfen bereits leichter angreifbar als nüchtern - eine gefährliche Situation für alle Frauen und Mädchen. Auch Mischkonsum von Alkohol und Drogen (wie GHB/GBL) führt oft zur Atemlähmung bis hin zum Tod.
  • Nimm keine Psychodrogen oder andere harte Drogen! Auch weiche Drogen gehören nicht in Deinen Körper. Außerdem ist es einfacher, einer Person, die bereits Drogen nimmt, K.O.-Mittel unterzuschieben als jemanden, der diese bewusst ablehnt.

Beobachte Deinen Körper

  • Im Falle eines plötzlichen Schwindelanfalls, hole schnellstmöglich Hilfe herbei! Egal, ob durch FreundInnen/Bekannte in Deinem Umfeld oder Thekenpersonal vor Ort. Wenn andere Menschen wissen, was los ist, bist Du sicherer.
  • Im Zweifelsfall die Polizei (110) oder den Notarzt (112) anrufen.

Wie erkenne ich K.-o.-Tropfen im Getränk?

Gar nicht. Sie sind geschmacks- und farblos. Inzwischen existieren Armbänder und Strohhalme, die als Schnelltest dienen. Verfärben sie sich, ist der Stoff GBH im Getränk. Es besteht kein hundertprozentiger Verlass auf diese Testverfahren. Überdies gibt es neben GBH weitere Wirkstoffe, die Dich stark betäuben, die der Schnelltest auf GBH allerdings nicht aufspürt. Umso wichtiger ist es, seine Augen offenzuhalten.

Konsequenzen für Täter: Untermischung von Drogen ist eine Straftat

Die Verabreichung von K.-o.-Tropfen ist gemäß § 224 des Strafgesetzbuchs (StGB) als gefährliche Körperverletzung einzuordnen. Bis zu zehn Jahre beträgt dafür die Haftstrafe. Das bedeutet, dass bereits das Untermischen der Droge eine Straftat darstellt und nicht erst das Verbrechen, was darauf folgt.

Sich nur einen Scherz zu erlauben und jemanden Rohypnol oder Vergleichbares zu geben, ist daher kein Kavaliersdelikt und hat bei einer Anzeige der Person verheerende Auswirkungen.

Opfer sind dazu angehalten, unbedingt schnellstmöglich die Polizei oder ein Krankenhaus aufzusuchen. In einigen deutschen Großstädten gibt es Anlaufstellen, die Dich anonym untersuchen und Deine Probe so lange lagern, bis Du bereit bist, zur Polizei zu gehen. Leider sind sie noch dünn gesät.

Du bist nicht schuld

Niemand ist zu 100 % vor dem ungewollten Konsum und den Auswirkungen von Betäubungsmitteln wie diesen geschützt. Manche Täter sind überaus trickreich oder Du kennst sie so gut, dass Du ihnen vertraust. Fühle Dich daher nicht schuldig, wenn Dir so etwas passiert. Du trägst keine Schuld. Es ist immer die Schuld des Täters. Du kannst lediglich das Risiko minimieren, Opfer von K.-o.-Tropfen zu werden.

Weitere Quellen:

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Photo by Matthew Henry on Unsplash

Publiziert am
Feb 6, 2024
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