T

wo and a half men“, „Hangover“ oder Lobeshymnen auf verschreibungspflichtige und süchtig machende Schlafmittel von Elon Musk in Zeitungen: Die Darstellung von Betäubungsmitteln jeglicher Art gleicht – insbesondere in den Unterhaltungsmedien – oft einer gefährlichen Drogenverherrlichung. Das ist kein neues Phänomen, was Filme wie "Fear and Loathing in Las Vegas" (dt. Titel: "Angst und Schrecken in Las Vegas") (1998) oder "Almost Famous" (dt. Titel: "Fast berühmt") (2000) deutlich zeigen.

Die Thematik gewinnt jedoch mit der Allgegenwärtigkeit von Handy, Tablet, Computer und Co. erschreckend an Fahrt – primär bei Kindern und Jugendlichen.

Wie verharmlosen Filme und Serien harte Drogen und weiche Drogen?

Viele Filme und Serien verharmlosen oder romantisieren sogar den Drogenmissbrauch. Der Drogenkonsum wirkt dann wie ein Abenteuer, ein Akt von Coolness oder eine Form der Rebellion gegen das „Spießertum“, zu dem vor allem Kinder und Jugendliche nicht gehören möchten. Ganz gleich, ob es um Psychodrogen, abhängig machende Medikamente oder den Cannabis-Konsum geht: Die Zuschauer erhalten einen positiven Eindruck von den gefährlichen Substanzen, ohne sich den Konsequenzen wirklich bewusst zu sein.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Komödie „Hangover“. Der Film dreht sich um eine Gruppe von Freunden, die nach einer wilden Junggesellenparty in Las Vegas aufwachen und sich an nichts erinnern können. Sie müssen herausfinden, was in der Nacht zuvor passiert ist und suchen verzweifelt nach dem verschwundenen Bräutigam. Während ihrer Suche stoßen sie auf zahlreiche absurde und komische Situationen, die das Rätsel um ihre verlorene Erinnerung lösen. Ihr Gedächtnisverlust begründet sich in dem Beruhigungsmittel Rohypnol, welches ihnen einer ihrer Freunde ins Getränk mischt.

Der Film ist in der Tat amüsant, aber er zeigt nicht auf, dass Rohypnol brandgefährlich ist und sich weltweit einen Namen als „Vergewaltigungsdroge" gemacht hat.

Wie gefährlich die Drogen für den Körper sind, welche nachhaltigen Auswirkungen sie auf die Psyche haben können und wie stark die Sucht nach ihnen werden kann, wird selten thematisiert. Und selbst wenn solch ein Thema dargestellt wird, geht es oft mit einer Verharmlosung einher. Charlie Sheen in der Comedyserie „Two and a half men“ zeigt eine starke Abhängigkeit von Alkohol und frönt zugleich dem Mischkonsum. Obgleich daraus kein Hehl gemacht wird, ist er dennoch der sympathische Held der Serie und ein Gewinnertyp. Er ist erfolgreich im Job, verdient mit wenig Arbeit viel Geld, ist ein Partylöwe und kriegt alle Frauen. Ist dies abschreckend? Eher nicht.

Was sind die Auswirkung der Verharmlosung von Drogen?

Werden in Serien auf Streaming-Portalen wie Netflix und in Spielfilmen Drogen verharmlost, kann dies gravierende Auswirkungen auf die Menschen und insbesondere Jugendliche sowie Kinder haben.

  1. Zum einen fördert dies die Sichtweise, den Konsum von Drogen als harmlos zu betrachten und sich dadurch leichter hinreißen zu lassen, sie selbst auszuprobieren.
  2. Zum anderen können Menschen, die bereits mit Suchtmitteln zu kämpfen haben, durch die Verharmlosung in Filmen den Eindruck gewinnen, dass ihr eigenes Problem nicht so schlimm sei. Eine der Konsequenzen daraus ist, sich keine professionelle Hilfe zu suchen oder das eigene Drogenproblem nicht ernst genug zu nehmen.

Alkoholkonsum: positive Darstellung ist mehr Regel als Ausnahme

Alkohol ist in Spielfilmen und Serien sowie in den sozialen Medien sehr oft zu sehen. Häufig wird sie in einem der folgenden Zusammenhänge dargestellt:

Geselligkeit und Freundschaft:

Alkohol fließt in geselligen Situationen wie bei Feierlichkeiten, dem Sonntagsessen und Treffen mit Freunden. Dies vermittelt den Eindruck von Gemeinschaft und sozialer Verbundenheit.

Entspannung und Genuss:

In einigen Filmen wird Alkoholkonsum als eine Möglichkeit gezeigt, Stress abzubauen oder eine Auszeit vom Alltag zu nehmen.

Kulturelle oder historische Darstellung:

Keine mittelalterliche Tafel ohne Bier, keine Party ohne Champagner und kein Familienessen in Frankreich ohne Wein: Alkoholische Getränke dienen als Stilmittel, um eine bestimmte zeitliche Epoche oder eine Kultur darzustellen.

Keine Droge ist in der Gesellschaft breiter akzeptiert als Alkohol.

Besser macht sie dies nicht, denn ein häufiger und exzessiver Alkoholkonsum ist gefährlich und löst eine Sucht aus.

Kurzüberblick: Wie die Medien mit ihrer Verharmlosung auf die Psyche einwirken

Filme können dazu beitragen, den Konsum von Drogen aus verschiedenen Gründen zu fördern oder zu beeinflussen, obwohl dies nicht ihre Absicht ist. Hier sind einige Faktoren, die erklären, wie Filme einen Einfluss auf das Drogenverhalten haben können:

Romantisierung und Verharmlosung:

Filme stellen den Drogenkonsum oft romantisch und aufregend dar, ohne die negativen Konsequenzen zu betonen. Dies erweckt den Eindruck, dass der Konsum von Drogen keine schwerwiegenden Folgen hat oder wenn doch, steht der Protagonist dazu und ist trotzdem auf ganzer Linie ein Held.

Identifikation mit Charakteren:

Wenn Zuschauer sich mit Filmcharakteren identifizieren, die Drogen konsumieren, sind sie eher dazu geneigt, deren Verhalten zu imitieren oder den Konsum zu normalisieren. Wenn der Held oder die Heldin drogenabhängig sind, gehört das zu ihrer mitreißenden Persönlichkeit. Drogen, so wurde es einst von Psychiatern und davon profitierenden Unternehmen propagiert, fördern und stärken die Kreativität von Künstlern. Die Folgen sind ein offenes Geheimnis: Reihen von Drogentoten in der Musik- und Filmbranche seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts.

Gruppenzwang und sozialer Druck:

In einigen Filmen wird der Drogenkonsum als soziale Norm dargestellt, was dazu führt, dass Zuschauer sich in ihrem eigenen Umfeld unter Druck gesetzt fühlen, Drogen auszuprobieren, um dazuzugehören.

Werbung für bestimmte Drogen:

Durch den deutlich sichtbaren Konsum von Drogen weckt die Neugierde ihren Konsum.

Verbindung mit Emotionen und Erfahrungen:

Filme verknüpfen den Drogenkonsum häufig mit positiven Emotionen, Abenteuer oder besonderen Lebensmomenten, was den Konsum für einige attraktiver macht.

Digitalisierung als verstärkender Faktor

Die Digitalisierung durchzieht alles – und damit auch das tägliche Leben. Dadurch prägen die Medien uns im zunehmenden Maße, was auch bezüglich des Drogenkonsums gewisse Gefahren birgt. Sehen wir wiederholt eine Verharmlosung von Drogen in den Medien, wirkt dies auf subtile Weise auf uns. Durch Wiederholung lernt das menschliche Gehirn. Erwachsene mit einer stabilen Persönlichkeit fühlen sich von der Verharmlosung von Drogen weniger angesprochen.

Bei Kindern und Jugendlichen sowie labilen Persönlichkeiten nimmt diese Einflussnahme der medialen Berieselung jedoch schon eine ganz andere Stellung ein. Sie sind eher dafür anfällig, sich fraglichen Normen und Werte anzueignen. Eltern und Erziehungsberechtigte sowie der Jugendmedienschutz können davor nur bedingt schützen, denn ihre Kontrolle ist limitiert. Hat das eigene Kind kein Smartphone in der Schule dabei, zückt ein anderes es aus dem Rucksack, um den Freunden die neusten Videos auf TikTok zu zeigen. Sie sind hungrig und manchmal sogar süchtig nach dieser passiven Unterhaltung, anstatt selber aktiv am Leben teilzunehmen. Drogen fügen sich in diese Welt hervorragend ein. Sie machen angeblich Spaß, ohne etwas wirklich dafür tun zu müssen.

Zweifelsohne kommt den Erschaffern von Medieninhalten eine hohe Verantwortung zu. Wirklich wahr nehmen diese aber nur die wenigsten. Zu verführerisch ist es, mit der Drogenverharmlosung Lacher und Likes zu erzielen, was die Kassen klingeln lässt.

[Checkliste] Was Du tun kannst?

Ob Alkohol, Marihuana, Designerdrogen oder ein anderes Rauschgift: Du musst den „medialen Drogeneinfluss“ nicht unkritisch hinnehmen. Hier sind ein paar Tipps:

Bewusstsein schaffen: Sei Dir der Verharmlosung von Drogen in den Medien bewusst und erkenne, wie sie sich auf unsere öffentliche Meinung und unser Verhalten auswirken kann.

1. Medienkompetenz entwickeln:

Lerne, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen und zu analysieren. Ermutige auch andere dazu, nicht einfach passiv Medieninhalte aufzunehmen, sondern aktiv darüber nachzudenken und nach konkreten Antworten zu suchen. Ein gute, umfangreiche Quelle findest Du auf dieser Website unter Ressourcen.

2. Mit Kindern und Jugendlichen sprechen:

Wenn Du Kinder oder Jugendliche in Deiner Familie oder Deinem Umfeld hast, führe offene und ehrliche Gespräche über den Umgang mit Medien und die Darstellung von Drogen. Erkläre die Unterschiede zwischen Fiktion und Realität.

3. Fördere Medienkompetenz bei Kindern:

Hilf Kindern dabei, kritisch über Medieninhalte nachzudenken und bringe ihnen bei, realistische Erwartungen zu entwickeln, wenn es um Drogen in Filmen und Fernsehserien geht.

4. Nutze soziale Medien:

Verwende soziale Medien, um Diskussionen über die Verharmlosung von Drogen in den Medien anzuregen und andere für dieses Thema zu sensibilisieren.

Durch Dein eigenes Bewusstsein, Deine Kommunikation und Deine Beteiligung an Bildungs- und Aktionsinitiativen leistest Du dazu einen Beitrag, die Verharmlosung von Drogen in den Medien zu bekämpfen und ein besseres Verständnis für die potenziellen Risiken zu fördern.

Weitere Quellen:

_________

Photo by Nicolas J Leclercq on Unsplash

Publiziert am
Sep 28, 2023
 in Kategorie:
Maßnahmen

Mehr zur Kategorie: 

Maßnahmen

ALLE ANSEHEN

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge:

Vielen Dank! Wir haben Deine Anmeldung erhalten.
Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist ein Fehler aufgetreten.